Förderung mal anders

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Eine Münchner Familie engagiert sich in ihren Ferien für TuaRes in Burkina Faso. TuaRes hat einmal genauer bei Familie Nietzer nachgefragt!

TuaRes: Liebe Dagmar, lieber Peter, Ihr wart als Familie mit euren beiden Töchtern für zwei Wochen in Burkina Faso, um TuaRes vor Ort zu unterstützen. Gerne würden wir von euch mehr dazu erfahren.

Dagmar Nietzer: Gerne, wir haben so unendlich viel erlebt, vielleicht inspiriert unser Aufenthalt ja auch andere Förderer von TuaRes.

TuaRes: Wie kam es zu Eurem Entschluss, TuaRes zu unterstützen?

Peter Nietzer: Ich habe den TuaRes Gründer Reinhard Gorenflos vor einigen Jahren in beruflichem Zusammenhang kennen- und schätzen gelernt. 2015 haben sich dann auch bei Ashoka, dem Netzwerk zur Förderung von Sozialunternehmern, unsere Wege gekreuzt und da hat Reinhard von seiner Stiftung berichtet. Nachdem ich begeistert davon zuhause erzählt hatte, viel schnell die Entscheidung, diese Initiative zur Förderung von Mädchen finanziell zu unterstützen.

TuaRes: Was hat Euch schließlich bewogen, Eure Ferien für TuaRes in Burkina Faso zu verbringen?

Dagmar: Seitdem das Thema Flüchtlinge in Deutschland aktuell ist, haben wir immer wieder diskutiert, wie wir zu deren Integration beitragen können. Neben Sach- und Geldspenden wollten wir in München auch gerne etwas Persönliches tun. Wir haben uns verschiedene Initiativen angeschaut, die hervorragende Konzepte haben, und dort auch viele interessante und engagierte Menschen getroffen. Da wir Eltern beide voll im Beruf stehen und unsere Töchter mit Ganztagsschule und privaten Aktivitäten mehr als ausgelastet sind, haben wir leider kein Modell gefunden, das zu unserer Lebensführung passte. Das war unbefriedigend und so haben wir nach Alternativen Ausschau gehalten. Eines Tages war dann die Idee geboren, in Afrika vor Ort etwas zu machen. Peter und ich haben schon viele afrikanische Länder mit dem Rucksack bereist und uns war immer wieder aufgefallen, wie stark dieser Kontinent von dem Engagement der Frauen abhängt. Dann war die Gleichung schnell erstellt, Afrika + Frauen = wir fragen TuaRes.

TuaRes: Würdet Ihr uns von der Geburt unseres gemeinsamen Projekts „Camp Kogonéré“ erzählen?

Dagmar: Wir waren zunächst ganz unkonkret in unserer Vorstellung. Peter hat dann einfach Reinhard angerufen und gefragt, ob er sich vorstellen kann, dass wir vor Ort etwas machen. Der war gleich angetan von der Idee und fragte, was wir denn beitragen könnten. Da Peter und ich beide Kopfarbeiter sind, hatten wir zunächst uns beruflich nahestehende Themen vorgeschlagen, doch angesichts limitierter EDV-Ausstattung und dringenderen Bedürfnissen, war das wohl etwas naiv gedacht. Im TuaRes Team kam dann die Idee auf, eine Art Schullandheim-Woche für die 6- bis 12- jährigen Grundschülerinnen zu initiieren. Im Vorjahr war erstmals erfolgreich so ein Camp für die älteren Mädchen durchgeführt worden, warum es also nicht auch den Jüngeren anbieten.

Als feststand, dass Life-Skills vermittelt werden sollen, haben wir frisch überlegt, welche Projekte in Frage kommen. Sie sollten ja auch von unseren 14-jährigen Töchtern mit durchgeführt werden können. In den Bereichen Sport und kreativem Gestalten haben wir in der Familienkonferenz dann Ideen ausgebrütet. Schnell hatten wir eine Aktivitätenliste erstellt und haben dann in unserem Freundeskreis rumgefragt, wer Lust hat, uns mit Sach- oder Geldspenden zu unterstützen. Die

Resonanz war großartig, über 30 Familien haben sich beteiligt, so dass wir letztendlich mit über 150 Kilogramm Sachspenden abgereist sind. Die Finanzierung des Projekts konnte zudem fast vollständig über die Geldspenden abgedeckt werden.

TuaRes: Wie hattet Ihr Euch Burkina Faso und die Arbeit von TuaRes vorab vorgestellt?

Peter: Von Burkina Faso wussten wir anfangs gar nichts. Als deutschsprachigen Reiseführer gab es nur ein „Print on Demand“-Buch. Bei unseren Internetrecherchen wurde uns dann die Nähe zu Mali und Niger bewusst, so dass wir für einen Moment unschlüssig waren, ob wir uns nicht in eine Gefahrensituation begeben. Doch die Gespräche mit Reinhard und das Skype-Telefonat mit Leopold Boukoungou, einem der TuaRes Direktoren vor Ort, haben uns Sicherheit vermittelt.

Als Leopold uns dann das Programm für die 12 Tage in Burkina schickte, hatten wir sogar das Gefühl, eher von einer Reiseagentur als von einer Entwicklungshilfe-Organisation betreut zu werden. Das sorgsam geplante Kennenlernen des Landes vor dem eigentlichen Projektstart hat uns das Gefühl gegeben, in guten Händen zu sein. Aus dem Abenteuer schien eine Entdeckungsreise zu werden.

Dagmar: Aufgrund unserer Reiseerfahrung in Afrika und unseren Recherchen konnten wir Erwachsenen uns auch einigermaßen vorstellen, wie es wohl vor Ort aussehen würde. Für unsere Töchter war es schon schwieriger. Dass alles auf Französisch ablaufen würde, hat sie beunruhigt. Und dass sie während der Ferien „arbeiten“ sollen, statt wie ihre Freunde zu chillen, stieß zunächst nur auf begrenzte Begeisterung.

Vom TuaRes-Team vor Ort hatten wir durch den Emailaustausch einen guten Eindruck erhalten. Ideen wurden hin und her geschickt, bis ein rundes Programm daraus entstanden ist. Daher wussten wir, dass die Zusammenarbeit gut klappen würde. Sicherheitshalber haben wir dann kurz vor Abflug bei Reinhard nochmals nachgefragt, welche Verhaltenstipps er uns mit auf den Weg geben könne. Er meinte nur, wir sollten uns ganz natürlich verhalten, alles andere würde sich dann automatisch ergeben.

TuaRes: Wie waren letztendlich Eure tatsächlichen Eindrücke von Burkina, dem TuaRes-Team und den Mädchen?

Dagmar: Schon am Flughafen in Ouagadougou wurden wir mit breitem Lächeln erwartet, das hat gleich das Eis gebrochen. Leopold und Bienvenue, unser Betreuer und Fahrer für den ganzen Aufenthalt, waren sehr offen, hilfsbereit und vorausschauend. Es war großartig, wie sie uns langsam „eingewöhnt“ haben. Die Wahl unserer Unterkünfte, die Besichtigung des Steinbruchs mitten in Ouagadougou, wo wie vor 10.000 Jahren Steine geklopft werden und der Besuch in der Schule der Mädchen haben uns bei der Akklimatisierung geholfen. Die Lebenswirklichkeit der Einheimischen eindrücklich vor Augen geführt hat uns der Besuch in den Familien zweier TuaRes Stipendiatinnen: In ihren einfachen Unterkünften auf dem Land, ohne Strom und fließendem Wasser, mit hart getrockneten Felder, auf denen trotzdem Hirse angebaut wird.

Peter: Im Camp haben die Schulpsychologinnen und die Assistant Teacher sofort den Kontakt mit uns gesucht und wir konnten all unsere Fragen an sie loswerden. Auf Zuruf haben wir uns gegenseitig unterstützt, wobei wir natürlich mehr auf ihre Ratschläge angewiesen waren als sie auf unsere. Da die Kinder in Burkina Faso ja zumeist erst in der Schule Französisch lernen, war für die Kommunikation mit den jüngeren die Übersetzung unseres Französischs in Morée, einer der Landessprachen, unabdingbar. Für die TuaRes Mädchen waren wir einerseits Autoritäten, denen sie zu Beginn kaum in die Augen blicken wollten, andererseits hat ihre Neugier schnell gesiegt und sie hatten bald schon keine Hemmungen mehr, mit uns bei den Projektangeboten mitzumachen. Ob Federball üben, Postkarten gestalten, Perlenketten auffädeln, immer wieder haben sie um Rat

gefragt oder wollten es noch einmal vorgemacht bekommen. Wir haben mit ihnen gelacht, wenn was schiefging und uns gemeinsam gefreut über all die Dinge, die zum Teil nach nur kurzem Ausprobieren schon geklappt haben.

TuaRes: Was hat Euch am meisten bewegt? Was hat am meisten Spaß gemacht mit den Mädchen?

Dagmar: Beeindruckt hat uns und unsere Töchter zum einen, mit wie wenig Mitteln die Mädchen offenbar gut zurechtkommen und wie verwöhnt wir im Vergleich dazu sind. Zum anderen waren ihre Offenheit und ihr Wille, Neues zu lernen, frappierend. Sie haben alles aufgesaugt, kaum eine ist den Projekten ferngeblieben oder schien gelangweilt. Beneidet haben wir sie um ihre Musikalität, ihre Lust zu Tanzen und die dadurch ausgestrahlte Lebensfreude.

Peter: Einige der Psychologinnen und auch Leopold, der TuaRes Direktor, kommen aus genau solchen Dörfern, die wir vorher besichtigt hatten. Wir bewundern immer noch ihren Durchhaltewillen und ihre Disziplin, mit der sie ihre Ausbildung geschafft haben. Daher diskutieren wir aktuell viel in der Familie, welche Möglichkeiten es gibt, den Mädchen nach Beendigung der Schule eine berufliche Ausbildung und Arbeit zu geben. Sie haben so viel Potential.

Dagmar: Dass es eine großartige Erfahrung für uns war, zeigt sich für mich daran, dass unsere Töchter beim Rückflug meinten, dass es überhaupt kein Arbeiten war, sondern, dass sie noch nie so viel in den Ferien erlebt hätten. Wir alle hatten das Gefühl, etwas zu den Life Skills der Mädchen beigetragen zu haben. Falls andere Familien oder Einzelpersonen erwägen, sich in einer ähnlichen Art bei TuaRes zu engagieren, wir stehen gerne für Fragen zur Verfügung.

TuaRes: Danke für diese schönen Schlussworte und vor allem für Eure tolle und unermüdliche Unterstützung, sowohl finanziell als auch vor Ort mit den Mädchen! wir würden uns freuen, wenn andere Förderer davon Gebrauch machen würden.

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